Decke_Studio

Willkommen zum vierten Teil unseres Mixwerk-Synchron-Baublogs, in welchem wir uns mit der Aufstellung des Bauteams und der Bauplanung beschäftigen.

Auf dem Titelbild sehr ihr übrigens einen von 19 Schallabsorberkästen, die wir für die Einführung der Klimaschläuche in die Studioräume gebaut haben, damit wir keine offenen Löcher in der Studiodecke hatten. Der abgebildete Kasten ist noch nicht fertig, wird noch komplett ausgestopft mit Dämmung und dann nochmal mit einem weiteren Kasten umhüllt.

Zurück um Thema: Die Sisyphos Aufgabe schlechthin in Berlin und wohl auch in anderen deutschen Städten ist derzeit die Zusammenstellung der verschiedenen „Gewerke" und die Erstellung eines Bauplans. Handwerker sind superschwer zu finden und meist arbeiten sie an mehreren Aufträgen gleichzeitig. Dasselbe gilt auch für Architekten, Akustiker, Klimabauer, usw.

Daher muss man sich von vornherein darauf einstellen, das schnell mal aus geplanten vier Monaten Bauzeit Sieben oder mehr werden können.

Wir haben allein sechs Monate nach einer Trockenbaufirma gesucht, die nicht nur einfach Gipskartonwände hochzieht, sondern auch Erfahrung im Tonstudiobau hatte. Das ist nicht ganz unbedeutend denn immerhin macht dieser Abschnitt ca. 40 % des gesamten Bauvornehmens aus. Zu den einzelnen Bauabschnitten haben wir mal eine kleine Kostenübersicht erstellt. Daran kann man gut erkennen, mit wie vielen Ausgaben man in etwa pro Bereich rechnen kann/ muss.

Glücklicherweise haben wir einen sehr guten Schreiner gefunden, der mit unseren bis zu 150 kg schweren Studiotüren vertraut war, und diese mit bis zu 90cm tiefer Holzverschalung in den Studios einbauen konnte. Außerdem hatte er keine Scheu vor einer Dreifach-Verglasung schwerer Schallschutzscheiben.

Damit aber nicht genug denn auf eine Empfehlung hin fanden wir einen Akustiker, der bereits mehrere Synchronstudios in Berlin baute. Dieser hat uns wieder einen Bauleiter und den Architekten empfohlen. So schließt sich der Kreis und man merkt doch, wie sich die Planung fügen kann, sobald man die ersten wichtigen Kontakte geknüpft hat.

Abbildung 1 Hier seht ihr die Kostenverteilung, also aufgepasst bei der Suche nach geeigneten Trockenbauern und Schreinern für Türen und Fenster.

Wie aber sollte die Planung am besten ablaufen und wann geht der Bau endlich los? Am Anfang bekommt man ein akustisches Gutachten der Räume und die vorgeschlagenen Wandbauten. Dort erfährt man ob die eigenen Räumlichkeiten ein einziges Desaster sind oder man doch was Schickes daraus zaubern kann. Dazu gibt es Detailzeichnungen vom Bauleiter oder Architekten wie der spätere Aufbau und die einzelnen Elemente auszusehen haben (bspw. die Regiefenster oder der „Decken-Vorsatzschalen-Anschluss"). Bei den Trockenbauwänden haben wir z. B. folgenden Plan:

Wand 1 (von 4 verschiedenen Wänden):

Abbildung 2 Das ist unsere Wand1 mit einer Gesamtstärke von ca. 31cm, hinzukommen noch zweimal 18cm Akustik, womit wir bei 69cm Wandstärke minimaler Wandstärke länden. Die Wände zwischen den Studios waren nochmal 15cm breiter.

Der Boden in den Regie- und Aufnahmeräumen ist komplett akustisch entkoppelt vom eigentlichen Boden unserer Räumlichkeiten. Wir lüften hier das „Geheimnis", wie dieser aufgebaut ist:

Abbildung 3 Der Boden ist schwimmend verlegt auf Silomer/Regufoam. Im Prinzip kann dann auch eine Straßenbahn nebenan fahren ohne das das hörbar ist.

80mm schwimmender Zementestrich bedeuten ungefähr eine akustische Dämpfung einfallender Wellen bis runter auf 30 Hz, was uns hier genügen soll. Da können oben im Gewerbe drüber selbst kleinere Schwing-Maschinen stehen ohne das wir das bemerken. Die Punktlager müssen nicht aus schwingunsdämpfenden „Sylomer"-Matten bestehen – da gibt es mittlerweile bereits preiswertere Produkte die vergleichbar in ihren Eigenschaften sind.

Für die akustisch Versierten unter Euch führen wir mal die erste Analyse der Raummoden unserer Regie & Mischung #2 auf. Um dem Bonello-Kriterium gerecht zu werden, mussten wir nach dieser Analyse nochmal die Raummaße ändern. Wie man an der unteren Grafik gut erkennen kann, steigt die Modenverteilung nicht stetig, sondern steigt und fällt im Bereich 40 – 80 Hz.

Zur Problem-Erklärung: In geschlossenen Räumen treten in Abhängigkeit zu den Raumdimensionen Resonanzphänomene auf, die als Moden bzw. Raummoden bezeichnet werden. Trifft eine Schallwelle auf eine schallharte Fläche, so wird sie reflektiert. Bei der Überlagerung der hin- und rücklaufenden Welle entstehen in raumakustisch unbehandelten Räumen durch konstruktive und destruktive Interferenzen stehende Wellen. Im Feld der stehenden Wellen treten Punkte auf, an denen die Auslenkung der Luftmoleküle =0 ist – sogenannte Wellenknoten – und Stellen, an denen die Auslenkung oszilliert – sogenannte Wellenbäuche. Die Verteilung der Knoten und Bäuche im Raum ist abhängig von der Frequenz, bei der die Raummode oszilliert.