Herzlich Willkommen zu unserem Voice Over Studio Bau Blog

In den kommenden Monaten werden wir hier immer wieder News veröffentlichen über den Bau unserer neuen Mixwerk Studios in Berlin.

 

Um es gleich vorweg zu sagen: Wir werden versuchen auf hohem technischen Stand 2 Studios zu bauen, die allen Anforderungen unseres Studio Alltags genügen, dazu ein eigenes Design haben und gleichzeitig auch noch für die „Ewigkeit“ gebaut sind.

1. Teil: Planung und Machbarkeitsanalyse

Fragen, die zu beantworten sind:

0.) Welche Fixkosten und variablen Kosten dürfen entstehen ?

1.) Welche technischen Anforderungen müssen die Studios erfüllen ?

2.) Welche kundenspezifische Anforderungen gibt es ?

3.) Welche Anforderungen haben wir selbst ?

4.) Wie lange darf der Studiobau dauern ?

Wir wollen hier nicht auf eine langatmige Behandlung der Antworten eingehen, sondern nur jeweils zeigen, wie wir es gemacht haben.

2. Teil: Los geht`s

Letztlich ist alles eine Kostenfrage, daher steht die als „0.) Fixkosten und variable Kosten“ am Anfang. Wir könnten Studios für mehrere hundertausend Euros bauen, aber das lässt unsere Kundenstruktur nicht zu und wir glauben auch, das die Zeit der großen und teuren Sprecher Tonstudios vorbei ist und es immer mehr kleinere aber feinere Studios in unserem Business geben wird. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.

Am Anfang steht daher immer die Frage, Studios zu mieten oder zu kaufen. Nach einer Analyse des Berliner Studios Marktes gingen wir davon aus, das die Studiomietkosten in den nächsten Jahren in Berlin in guten Lagen stark steigen werden. Eine gute Lage ist für ein kundenorientiertes Sprecher Studio sehr wichtig. Für „Musiker Studios“ mag das nicht so sein.

Daher haben wir uns für den Kauf eines Gewerbes entschieden, das in guter Lage ist, aber Altbau (typisch für Berlin) und daher mit viel Aufwand umgebaut werden muss, um den Schallschutzanforderungen zu genügen. Nach einigem Suchen war wir endlich erfolgreich. Gleichzeitig sollte es aber auch eine gute Investition in die Zukunft sein, die im Notfall auch wieder abgestoßen werden kann.

Glücklicherweise fanden wir eine Gewerbe im beliebten Berliner Prenzlauer Berg im Winsviertel, was einerseits gut saniert und sehr schön ist und anderseits uns ein gutes Gefühl vermittelte.

Und so das Gewerbe im EG am Anfang aus (98 qm):

 

 

Nach unserer Planung sollte es dann so aussehen:

 

Also 2 Aufnahmekabinen, Raum in Raum, mit jeweils 7 qm und 10 qm und dazu 2 Regien mit je ca. 18 qm. Dazu eine vollflächige Akustik (keine „Panelen“ oder sichtbaren Absorber) und einen Raum, der Aufenthaltsraum, der frei von Technik ist und nur der „Entspannung“ dient. Wichtig aus feuerschutz-technischen Gründen ist von allen Räumen der direkte Zugang zur Wohnungseingangstür als Fluchtweg. Das sollte man niemals vergessen- sonst kommt irgendwann die Berufsgenossenschaft und es gibt Probleme.

Übrigens auch noch wichtig: Ein Software Planungstool oder Architekten Programm. Wir benutzt eine Freeware, die es auch für Mac gibt: Sweet Home 3D.

Und hier noch zu Beginn ein Überblick, welche „Handwerker“ wir in welcher Reinfolge eingesetzt haben:

a.) Statiker

b.) Sicherheitsexperten

c.) Trockenbauer

d.) Klimabauer

e.) Elektriker

f.) Maler

g.) Dielenschleifer

h.) Studio-Fensterbauer

i.) Tischler/Studio-Tischbauer

j.) Deckenbespanner

k.) Maler

l.) Entlaugungsunternehmen

m.) usw.

Die Liste zeigt schon, das unser Projekt gut geplant sein sollte. Trotzdem haben wir zu dritt immer mitgeholfen. Nun ja, mal sehen...

3. Teil: Raumakustik

Wir sparen uns hier grundlegende Hinweise zur Raumakustik, denn wie man leicht sieht, sind die Räume sehr asymetrisch und verschieden. Da wir kaum Mastering machen, war ein vollkommen stereo symetrisches Abhörfeld für uns nicht so entscheidend. Etwaige akustische Raumnoden und Probleme wollten wir durch ein durchgehende, vollflächige Akustik an allen Decken als auch an 70% der Wände in den Griff bekommen. Wir haben keinen Akustiker vorher damit beauftragt. Wir sollten vielleicht hinzufügen, das wir schon mehrere Studios vorher gebaut hatten und daher mit den meisten auftretenden Problemen umgehen hätten können. So dachten wir zumindest. Nun ja, das war in einigen Teilen ein Trugschluß.

In den Aufnahmeräumen wollten wir natürlich die Nachhallzeiten für Sprachaufnahmen minimieren, daher sollten diese komplett mit Akustik -Dämmwolle (10cm bzw. 7 cm Dicke) ausgekleidet und vollflächig mit Akustikbespannstoff bespannt werden. Die Dämmwolle der Marke Rockwool Akustik hat den Dämmwert 035 WLG der bis in die tiefen Mitten sehr gut ist und die meisten anderen Dämmstoffe übertrifft. Es gibt umfangreiche Vergleichstabellen, wo man das leicht nachsehen kann. Meist sind die Akustikstoffe eben sehr teuer, für Akustik Mineralwolle liegen die Kosten weit unter den gängigen Stoffen wie Akustikschaum, Basotect oder andere Kunststoff Dämmmaterialen. Da wir insgesamt ca. 300 qm davon brauchten, war dies ein erheblicher Kostenfaktor. Aber auch anstrengend zu bauen... Die Regien sollten recht gut gedämmt sein, aber nicht überdämmt. Hier sollte der Eindruck für Kunden mindestens genauso wichtig sein. Also spielte neben der Raumakustik die Lichtauswahl und das Design ein große Rolle. Da wir alle Decken komplett mit Dämmmaterial und weißen Stoffen ausstatteten, hatten wir hier schon ein gute Voraussetzung für minimalistisches Design.

4. Teil: Design und Licht

Ein häufig unterschätzter Bereich im Studiobau, gibt es doch meist Licht nur als Deckenstrahler, eingebaut in den Decken und Seiten. Wir wollten in allen Räumen indirektes Licht, über den Arbeitsplätzen dimmbare LED Leuchtstofflampen, die puristisch im Design sind und in den Aufnahmeräumen das gleiche. Außerdem waren wir für weiße Studios (!). Ein Punkt, der nur schwer durchführbar war, weißer Stoff ist meist nicht wirklich blickdicht, selten B1 flammhemmend und man sieht eben alle Flecken, die liebe Kunden und Sprecher hinterlassen. Aber unsere Wände, inkl. der 300 qm abgespannten Decken und Seitenwände sollten eben weiß sein, nicht grau oder schwarz, halt weisss. Und das auch noch nach Jahren.

Also spannten wir alle Decken und Seitenwände, wo wir ja die offene Akustik Rockwool Dämmwolle angebracht hatten, mit dem weißem Stoff „Akutex“ (270g/qm) ab. Akutex hat wegen der offenporingen Oberfläche sehr gute akustische Eigenschaften. Besser als Bühnenmolton, sieht auch schicker aus, ist gut reinigbar, fusselt nicht und ist B1 dauer-flammenthemmt. Nessel- und Fahnenstoffe gehen auch, sind aber nicht so gut behandelbar wie Akutex. Akutex ist aber leider nicht ganz blickdicht, obwohl der Hersteller das sagt. Daher haben wir darunter noch eine Schicht 300g Bühnenmolton, weiß, Farbe 303 gespannt, damit es blickdicht wurde und man die Metall Profil-Rahmen der Rockwool Akustik Dämmung nicht sah.

Gleichzeitig war der Molton auch ein Rieselschutz gegen kleine Mineralwoll-Bestandteile. Das ganze hatte dann also schon 570 g /qm, was schon ordentlich viel ist.

Zu guter Letzt sollte- getreu unserem Mixwerk CI - ein grüner Streifen (60cm) durchgehend durch alle Räume im Mixwerk grün, auch in B1, durchgezogen werden zur Auflockerung der weißen Gesamteindrucks.

Nach ausführlichen Tests schon vor den eigentlichen Baumaßnahmen mit Stoff-Bespannsystemen aus Litauen (!) wussten wir endlich, wie das ganze auch technisch durchzuführen und gleichzeitig kostengünstig ist und konnten mit dem eigentlich Bau beginnen.

5. Teil: Chronologischer Bau der Studios

A.) Statiker

Am Anfang sollte immer eine statische Analyse der Räume stehen. Sprich- halten die Böden und Wände auch die Lasten der Neubauten aus und wie müssen die neuen Studios aufgebaut sein, damit gleichzeitig größtmöglicher Schallschutz garantiert ist.

Unser Statiker ging mit uns erstmal ins Bauderzernat von Berlin, um die alten Akten unseres Gebäudes von 1890 zu überprüfen.

Hier mal ein Foto der über 120 Jahre alten Dokumente, geschrieben in Alt-Deutsch:

 

Nun ja, jeder sollte sich gut überlegen, Studios in Altbauten zu bauen, da hier meist die Holzböden wenig belastbar, kaum gedämmt und eben sehr alt sind. Zum Glück war unser neues Gewerbe komplett saniert worden. Die Böden hatten aber nur eine Tragkraft von 200kg/qm, was bei unseren Aufnahmekabinen mit 1,3 und 1,7 Tonnen Gewicht schon grenzwertig war.

Gewerberäume liegen meist bei 400 kg/qm und Gewerbehöfe noch weit darüber. Dann ist alles egal, wir hingegen mussten aber darauf Rücksicht nehmen und den kompletten Bau entsprechend anpassen. Da wir im EG waren, hatten wir Eisenträger mit Ziegelkappdecken dazwischen. So baute man eben von 120 Jahren... Unsere Aufnahmekabinen wurden dann mit den Hauptlasten auf die Eisenträger gebaut, da die Kappdecken eigentlich nicht belastet werden sollen.